Teleclub/Cinetrade sieht sich Kritik ausgesetzt, wonach deren Kunden in der angelaufenen Fussballsaison weniger TV-Sportinhalte angeboten werde als in den letzten Jahren. Dies entspreche nur bedingt den Tatsachen, erklärt der CEO des Unternehmens, Dr. Wilfried Heinzelmann, nun in einem Interview. Zudem spricht der Medienunternehmer über die hohe Komplexität von Sportrechteverhandlungen, Preisdruck und über das sich rasant verändernde Marktumfeld.
Herr Heinzelmann, wie reagieren Sie auf die Kritik, Teleclub schenke den Kunden keinen reinen Wein ein?
Innerhalb der letzten 12 Monate wurden die Übertragungsrechte an wichtigen Fussballligen ausgeschrieben und vergeben, so an der Bundesliga, der Premier League und der LaLiga. Wie bei früheren Vergaben auch, haben wir uns um diese Rechte intensiv bemüht und sahen uns mit dem Umstand konfrontiert, dass sich einige Verhandlungen mit Rechtehaltern so lange wie noch nie zuvor hingezogen haben.
Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Neue Mitbewerber drängen auf den Markt, Preise und Erwartungshaltung der Ligen steigen von Jahr zu Jahr. Gleichzeitig wird den Ligen die Reichweite der Übertragungen immer wichtiger. Die Verantwortlichen wollen genau wissen, welche Spiele wann, in welcher Art und über welches Medium den Zuschauern gezeigt werden. Die steigende Komplexität der (grenzüberschreitenden) Verbreitungswege infolge der Digitalisierung vereinfacht das Ganze natürlich nicht. Hier geht es also nicht nur um einen Telefonanruf, um mal eben kurz etwas (oder etwas mehr) Geld auf den Tisch zu legen und sich damit die Rechte für eine Saison zu sichern.
Nicht zu vergessen: In einem kleinen Land wie der Schweiz ein Programm in drei Sprachen anzubieten, ist eine Herkulesaufgabe. Hinzu kommt, dass die Rechte für die Schweiz für ausländische Ligen häufig «im Paket» mit anderen, wesentlich grösseren Territorien vergeben werden. In diesem Umfeld stellen sich für ein schweizerisches Unternehmen diverse Fragen. Vorerst natürlich, wo die Rechte für die Schweiz und zwar in den einzelnen «Sprachfassungen» liegen. Dann, welcher Sender oder welche Plattform strahlt in welcher Form, Reichweite und Sprache ins Gebiet der Schweiz aus? Wie weit können wir mit dem Preis gehen? Wann geht die Rechnung nicht mehr auf? Und natürlich auch: Wann kommunizieren wir unseren Kunden, was wir haben und was nicht?
Heute tun wir dies ausführlich, auch wenn wir teilweise immer noch in Verhandlungen mit den Lizenzgebern stehen. Das ist für unsere Kunden ärgerlich und das tut uns leid. Aber wir kommunizieren – wie auch in der Vergangenheit – transparent, sobald wir etwas zu sagen haben.
Konkret: Welche Ligen werden in der kommenden Saison nicht mehr von Teleclub übertragen?
In der Deutschschweiz, dem Tessin und der Romandie fällt die spanische LaLiga weg, was wir sehr bedauern.
Was die englische Premier League betrifft, so haben wir in der Westschweiz einen für unsere Kunden hervorragenden Deal ausgehandelt: Wir übertragen alle Spiele via SFR Sport 1, einem französischen Drittkanal, den wir in unser Sender-Bouquet aufnehmen werden. Sämtliche Partien werden auf Französisch kommentiert.
Nach heutigem Stand kann ich infolge rechtlicher Restriktionen und laufender Verhandlungen noch nicht sagen, ob wir Spiele aus der Premier League auch in der Deutschschweiz zeigen werden können, auch wenn die Saison in England bereits angelaufen ist, was besonders ärgerlich ist. Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung und hoffen, bald Konkretes und hoffentlich Positives kommunizieren zu können.
Bekommt der Teleclub Kunde eine Preisreduktion, wenn Ligen, die ihn interessieren, aus dem Programm fallen?
Das ist nicht vorgesehen und das möchte ich auch gerne erklären: Das Angebot von Teleclub zeichnet sich seit jeher durch eine enorme Bandbreite und Diversität aus. Mit 5000 Live-Übertragungen pro Saison sind wir das umfassendste Sportfernsehen der Schweiz. Die sportliche Vielfalt ist das Aushängeschild unserer Produktpalette und Teleclub bleibt der führende Anbieter von TV-Sportinhalten in der Schweiz.
Bei dieser Vielfalt ist es unumgänglich, dass sich die Zusammensetzung des Angebotes immer wieder ändert, weil ja die Rechte für die einzelnen Sportereignisse laufend neu ausgeschrieben und vergeben werden. Damit werden wir uns auch in Zukunft auseinandersetzen und entsprechend reagieren müssen. Wir haben in den letzten zehn Jahren unser Angebot stets und massiv ausgebaut, ohne dabei die Abo-Preise anzupassen.
Wir haben nach wie vor zahlreiche Top-Ligen und -Wettbewerbe in unserem Programm. Mit einer breiten Berichterstattung über Bundesliga, UEFA Champions League, UEFA Europa League, Ligue 1, Serie A TIM, Liga NOS sowie den deutschen, spanischen und italienischen Cup-Wettbewerben gibt es sehr viel Spitzenfussball in unserem Abonnement. Hinzu kommen weitere Fussballligen Europas. Und vergessen Sie nicht, was wir für den Schweizer Fussball tun, den wir seit Jahren professionell produzieren, neu seit dieser Saison auch in Ultra HD, redaktionell begleiten und unseren Kunden auf verschiedenen Plattformen – auch online und unterwegs – in drei Sprachen präsentieren.
Diesen Service bieten wir dem Kunden auch in Zukunft. Zudem werden wir dem Kunden- ab der Saison 2017/2018 weitere Formate, wie etwa einen hochwertigen Fussball-Talk, eine Raiffeisen Super League-Konferenz sowie diverse Hintergrund-Formate rund um den Schweizer Fussball bieten. Schliesslich geben wir in dieser Saison auch der - Brack.ch Challenge League eine grössere Bühne und produzieren über 50 statt der bisher 36 Spiele live.
Klar ist hingegen, dass wir den Kunden, der sich nur für die Übertragungen der spanischen LaLiga interessiert, nicht mehr bedienen können und wohl verlieren werden. Das tut uns natürlich weh, weil wir jeden Kunden zufriedenstellen möchten, und zwar so umfassend, wie es geht und keinen Kunden verlieren möchten.
Kann Teleclub auch zukünftig mit internationalen Mitbewerbern, die über neue Plattformen in die Schweiz drängen, mithalten, gerade wenn es um die Rechte an internationalen Top-Ligen geht?
Klar ist, dass sich Teleclub diesen Herausforderungen und dem Wettbewerb stellt. Dies war in der Vergangenheit so und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ein Angebot wie dasjenige von Teleclub mit seiner enormen Bandbreite und Diversität in verschiedenen Sprachen und in einem sehr kleinen geografischen Territorium anzubieten, stellt für internationale Mitbewerber einen grossen Aufwand dar, dem relativ geringe Ertragsmöglichkeiten gegenüberstehen. Das ist unsere Chance.
Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, unser Programm und die eigenen Produktionen dank der redaktionellen Begleitung mit einer grossen Portion «Swissness» anzureichern. Ich denke da etwa an unsere nationalen und internationalen Fussball- und Eishockey-Studios rund um unsere Live-Spiele.